Blinky Palermo lebte wie im Rausch: Alkohol, Drogen, Frauen – der Künstler war seine eigene Kunstfigur, inszenierte sein früh geendetes Leben als ungebrochenes Spektakel. In krassem Gegensatz dazu stehen seine Bilder, die sich beinahe spartanisch schlicht ausnehmen und den Betrachter durch ihre gewollte Kargheit zum Nachdenken anregen.
(...) WeiterlesenBlinky Palermo - Unterricht bei Bruno Goller, Meisterschüler von Joseph Beuys
Blinky Palermo wurde am 2. Juni 1943 als Peter Schwarze geboren und gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Michael kurz nach der Geburt von dem Ehepaar Wilhelm und Erika Heisterkamp adoptiert. 1952 zog die Familie, zu der inzwischen noch Billy Palermos jüngere Schwester Renate gehörte, nach Westdeutschland über und lebte fortan in Münster, wo der Vater Arbeit bei dem Industrieunternehmen Mannesmann gefunden hatte. Nach dem Besuch des Gymnasiums belegte Billy Palermo 1961 Bildhauer- und Grafikkurse an der Werkkunstschule in Münster, 1962 begann er sein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie, zuerst bei Bruno Goller, unter dessen Aufsicht surrealistische Porträts entstanden, dann bei Joseph Beuys, der ihn 1966/67 zu seinem Meisterschüler machte.
Anatol Herzfeld taufte Blinky Palermo nach einem Mafioso
Schon Blinky Palermos Lehrer Joseph Beuys soll einst angemerkt haben, dass man mit dem wenig glamourösen Namen Heisterkamp nichts Rechtes werden könne, jedenfalls nicht als Künstler. Während der Zeit auf der Akademie entschied sich der angehende Künstler Peter Heisterkamp deshalb für das Pseudonym Palermo, mit dem er alle seine Arbeiten signierte. Der Vorname Blinky war damals lediglich eine Neckerei unter Freunden, eine nicht ganz erst gemeinte Anspielung auf Frank »Blinky« Palermo, den italienisch-amerikanischen Mafioso und Promotor des Boxers Sonny Liston. Urheber des Pseudonyms soll der mit Blinky Palermo befreundete Künstler Anatol Herzfeld gewesen sein, der sich von Palermos Beatnik-Outfit mit Sonnenbrille, Hut und Lederjacke an das Klischee eines Mafiosos erinnert fühlte.
Große Experimentierfreude, Kunst mit Raumbezug
Blinky Palermo pflegte bereits während seiner Studienzeit Freundschaften mit berühmten Kollegen wie Imi Knoebel, Gerhard Richter und Sigmar Polke. Mit Knoebel und Ulrich Rückriem unterhielt er zeitweilig eine Ateliergemeinschaft in Mönchengladbach. Mit dem dänischen Komponisten Henning Christiansen kam es zu mehreren Zusammenarbeiten. Palermo, der auch ein Atelier in New York besaß, experimentierte neugierig mit zahlreichen Techniken und Malstilen, ließ sich von Kasimir Malewitsch und seinem Suprematismus inspirieren und setzte dabei bewusst auf Abweichungen von etablierten Normen. Blinky Palermo beschränkte sich nicht auf Leinwand und Farben, sondern nutzte auch andere Medien, zum Beispiel zusammengenähte Stoffbahnen, die er auf einen Keilrahmen spannte und bemalte. Auch Wandmalereien entstanden, von denen die meisten allerdings nicht erhalten sind. Bekannt sind auch die Metallbilder des Künstlers. Von großer Bedeutung für fast alle Werke von Palermo sind Präsentation und Aufhängung – die Kunst steht in unmittelbarem Bezug zu dem sie umgebenden Raum.
Vorzeitiger Tod eines Unvollendeten
Blinky Palermo starb am 17. Februar 1977 unter ungeklärten Umständen während einer Reise auf die Malediven. In seinem kurzen Leben führte er zwei Ehen, hatte zahlreiche Liebschaften, hinterließ aber keine Kinder; der Nachwelt gilt er aufgrund seines vorzeitigen, mysteriösen Todes als mythischer James Dean der Kunstszene. Zu der Tragik um Blinky Palermo gehört auch der Umstand, dass seine Kunst, so faszinierend sie dem Betrachter heute auch scheinen mag, doch noch nicht den vollen Reifegrad erreicht hat, wie es bei einer längeren Lebens- und Entwicklungszeit ihres Urhebers wohl möglich gewesen wäre. Vielleicht ist es aber gerade diese Aura des Unvollendeten, die das Vermächtnis von Blinky Palermo so wertvoll und begehrt macht.
Blinky Palermo - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: