A.R. Penck - Die DDR als schwieriges Umfeld für Künstler
Als A.R. Penck am 5. Oktober 1939 in Dresden geboren wurde, hieß er noch Ralf Winkler und nichts deutete auf eine spätere Weltkarriere als Künstler hin. Das frühe Interesse am Zeichnen führte zu einer ersten künstlerischen Unterweisung durch den deutschen Maler und Filmemacher Jürgen Böttcher, besser bekannt unter seinem Pseudonym Strawalde. Mit seinem jungen Lehrer Böttcher und den Künstlern Winfried Dierske, Peter Graf, Peter Herrmann und Peter Makolies bildete A.R. Penck – zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 14 Jahre alt! – die Künstlergruppe Erste Phalanx Nedserd, wobei ›Nedserd‹ ein Ananym für Dresden darstellte. Bei den Treffen in Böttchers Privatwohnung diskutierten die jungen Künstler ihre Ideen verborgen vor der allgegenwärtigen Kontrolle der DDR-Staatsorgane, die allen Kunstrichtungen jenseits des Sozialistischen Realismus mit Zensur und Skepsis begegneten. In der Folge blieb den Mitgliedern der Zugang zum Verband Bildender Künstler der DDR verwehrt, der für eine Künstlerlaufbahn unverzichtbar war. Auch A.R. Penck musste sich deshalb sein Auskommen auf andere Weise verdienen – vorrangig mehr schlecht als recht als Tagelöhner.
Mit Mut zu einem eigenständigen künstlerischen Weg
Weil die Bewerbungen an den Kunsthochschulen in Dresden und Berlin erfolglos blieben, musste sich A.R. Penck weitgehend auf autodidaktischem Weg fortbilden. Bei der Deutschen Werbe- und Anzeigengesellschaft (DEWAG) arbeitete er als Werbezeichner, daneben verdingte er sich zeitweilig als Briefträger, Nachtwächter und Heizer. Außerdem trat er in verschiedenen Filmen als Kleindarsteller auf, darunter der Beziehungsfilm Jahrgang 45, bei dem sein Freund und Lehrer Jürgen Böttcher Regie führte. Obwohl der Film bereits im Jahr 1966 entstanden war, kam es erst 1990 zur Uraufführung, weil das Ministerium für Kultur in der DDR mit den dargestellten Inhalten nicht einverstanden war. Das gespannte Verhältnis zu den DDR-Behörden sollte sich in den folgenden Jahren noch weiter verschärfen, da A.R. Penck mit seinen künstlerischen Bestrebungen weiter einen unbequemen Kurs verfolgte und sich bei der Wahl seiner Bildersprache und den dargestellten Sujets nicht der Staatsdoktrin beugen wollte. Die Gründung der Künstlergruppe Lücke, die schon mit ihrem Namen auf eben solche Lücken im Kunstbetrieb der DDR hinweisen wollte, wurde von staatlicher Seite ebenso als Provokation empfunden wie die Zusammenarbeit mit dem westdeutschen Maler Jörg Immendorff und der gemeinsame Einsatz für eine Abschaffung der innerdeutschen Grenze.
Restriktionen, Ausbürgerung und Erfolge im Westen
Seinen Künstlernamen A.R. Penck wählte Ralf Winkler 1966 in Anlehnung an den deutschen Geologen Albrecht Penck, der sich besonders mit dem Klima beschäftigt hatte. Neben seinem bekanntesten Pseudonym trat der Künstler auch als Mike Hammer, Theodor Marx, Tancred Mitschel, Mickey Spilane oder einfach unter dem Kürzel Y in Erscheinung. Der wachsende Erfolg im Westen, insbesondere die Verleihung des Will-Grohmann-Preises, und die zunehmenden Verbindungen zur westdeutschen Kunstszene führten zu einer immer stärkeren Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit. Strenge Restriktionen machten A.R. Penck seine künstlerische Arbeit nahezu unmöglich. Als er sich zudem für Dissidenten wie Robert Havemann und Rudolf Bahro einsetzte, wurden mehrere seiner Gemälde beschlagnahmt. Unbekannte brachen in sein Atelier ein und vernichteten einen großen Teil seiner Arbeiten. Trotzdem hielt A.R. Penck bis zu seiner Ausbürgerung dem Druck stand und beharrte auf seinem Weg, der ihn schließlich 1980 in den Westen führte – zunächst nach Köln, dann nach London.
Vielschichtiger Künstler mit Sinn für Außenseiter
Nach seiner Übersiedlung in den Westen wurde A.R. Penck zu den »Neuen Wilden« gezählt, 1984 nahm er an der Ausstellung Von hier aus – Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf teil. Sein Stil schöpfte aus einem großen Fundus an Kürzeln, Symbolen und Strichmännchen und entwickelte eine eigene Universalsprache, die sich häufig mit der Auseinandersetzung von Gegensätzen befasste. Oft handelte es sich einfach um schwarze Zeichen vor einem in Elementarfarben gehaltenen Hintergrund, die der Künstler selbst lakonisch als »Standart-Bilder« bezeichnete. Als jemand, der selbst über weite Teile seines Lebens als Außenseiter hatte leben müssen, besaß er viel Empathie für das Ausgegrenzte und Gemiedene. Er betätigte sich als Autor und Musiker, verfasste Gedichte und Essays und veröffentlichte eigene Musikalben, deren Cover er selbst entwarf. Für seine innovative Kunst erhielt A.R. Penck Preise und Auszeichnungen, darunter 1981 der Rembrandt-Preis der Goethe-Stiftung in Basel und 1985 den Kunstpreis Aachen.
Am 2. Mai 2017 starb A.R. Penck in Zürich.
A.R. Penck - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: