Cartier

Cartier wurde im Jahr 1847 von dem Juweliermeister Louis-François Cartier (1819–1904) in Paris gegründet, als dieser das Schmuckatelier seines Lehrers Adolphe Picard in der Rue Montorgueil 29 übernahm. Von Anfang an bestachen die allesamt von Hand gefertigten Preziosen durch ihre hohe Qualität und verschafften dem jungen Unternehmen einen exzellenten Ruf. Schon wenige Jahre nach der Gründung gehörte mit der Kaiserin Eugénie die letzte Monarchin Frankreichs höchstselbst zu den zufriedenen Kundinnen des Pariser Juweliers. Weil nicht nur die Ehefrau von Napoleon III. mit eigens gefertigten Schmuckkreationen beliefert werden wollte, war ein Umzug der Firma an den Boulevard des Italiens notwendig. Das Sortiment wurde um hochwertige Uhren erweitert, und im Jahr 1874 trat mit Louis-François-Alfred Cartier (1841–1925) der Sohn des Firmengründers in das Unternehmen ein. Vom Vater selbst für diese Aufgabe ausgebildet, kümmerte er sich insbesondere um den Aufbau der schon damals als wichtig angesehenen Uhrensparte.

Alfred Cartiers ältester Sohn Louis Joseph Cartier (1875–1942) trat 1898 ebenfalls in das Unternehmen ein. In enger Verbundenheit mit seinem Vater unternahm er weite Reisen, um neue Werkstoffe und Anregungen für einmalige Stücke zu finden. Bereits im Folgejahr konnte das Hauptgeschäft auf die prestigeträchtige Rue de la Paix verlagert werden. Zum Sortiment gehörten neben Pendel- und Taschenuhren zwar auch vereinzelt Uhren für das Handgelenk, die ersten Modelle aus dem Jahr 1888 hatten sich allerdings nur schlecht verkauft. Als im Jahr 1904 aber der brasilianische Flugpionier Alberto Santos-Dumont (1873–1932) seinen Freund Louis Cartier um eine auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Armbanduhr bat, brachte das daraufhin eigens entwickelte Modell Cartier Santos die Zeitenwende: Es handelte sich um die erste spezielle Fliegeruhr, die am Handgelenk getragen werden konnte, und um die erste Armbanduhr mit einem Lederarmband. Das innovative Produkt wurde ein großer Erfolg und fand viele Nachahmer.

Cartier expandierte mit Erfolg auch außerhalb Frankreichs: 1902 wurde die erste Filiale in London eröffnet, bald darauf wurde die französische Firma zum Hoflieferanten der britischen Königsfamilie. 1907 gelang es dem Unternehmen, in Russland Fuß zu fassen, 1909 fand die erste Boutique in den USA ihren Platz auf der weltberühmten Fifth Avenue in New York. Nach dem Tod von Louis-François Cartiers Enkel Pierre im Jahr 1964 zerfiel das traditionsreiche Familienunternehmen zeitweilig in drei Teile, ehe es 1974 durch eine Investorengruppe um Joseph Kanoui wieder vereint und durch den Zukauf weiterer Luxuswarenhersteller erweitert wurde. 1997 ging die Marke Cartier in den Besitz der Schweizer Richemont-Gruppe über. Ein Markenzeichen Cartiers ist bis heute der Leopard, dessen Augen meist aus Smaragden gefertigt sind und der in vielen Variationen die hauseigenen Kollektionen ziert. Zu den ikonischsten Produktlinien gehören die Uhren Pasha, entworfen von dem Schweizer Uhrendesigner Gérald Genta, die Crash, die in ihrer verschobenen Form an ein Gemälde von Salvador Dalí erinnert und die Tank, die sich gestalterisch an den englischen Kampfpanzer Mark IV anlehnt.