Alles ist möglich auf den Bildern von Norbert Bisky. Menschen und Dinge lernen fliegen, gesetzte Grenzen werden überschritten, die Schaulust des Publikums bis zur Überreizung bedient. Mit seinen bunten Katastrophen, verschmelzenden Körpern und trunkenen Göttern wurde der deutsche Maler zu einem der wichtigsten zeitgenössischen Künstler und ein gefeierter Vertreter von Postmoderne und Neuem Realismus.
(...) WeiterlesenNobert Bisky - Kindheit in der DDR, Schüler von Georg Baselitz
Norbert Bisky wurde am 10. Oktober 1970 in Leipzig geboren. Sein Vater war der frühere Vorsitzende der Linkspartei, Lothar Bisky. Sein älterer Bruder ist der Schriftsteller Jens Bisky, sein jüngerer Bruder Stephan Bisky starb im Alter von 25 Jahren. Norbert Bisky verbrachte seine Kindheit in der DDR, 1990 studierte er zunächst Kunstgeschichte und Germanistik an der Berliner Humboldt-Universität. Später entschied er sich für ein Kunststudium und wurde an der Hochschule der Künste Schüler von Georg Baselitz. Ein sehr prägender, einjähriger Studienaufenthalt in Madrid brachte ihn in Kontakt mit den Werken von Francisco de Zurbarán, Jusepe de Ribera und Francisco de Goya. In Salzburg besuchte er außerdem die Sommerklasse von Jim Dine, wieder in Berlin wurde er Meisterschüler seines Lehrers Baselitz.
Erste Bilder »mit Lenor gewaschen«, Idealisierung des Sozialismus
Norbert Bisky begann seine Karriere mit auffallend hellen, lichten Ölgemälden, die der Künstler selbst scherzhaft als »mit Lenor gewaschen« bezeichnete. Seine bevorzugten Motive zu dieser Zeit waren fast ausnahmslos kraftstrotzende, oft blond gelockte junge Männer, perfekt gebaut, in athletischer Pose oder die reine, unberührte Natur. Mancher Kritiker fühlte sich dabei unangenehm an die Ästhetik der nationalsozialistischen Propagandafilme von Leni Riefenstahl erinnert, ein Vorwurf, den der Künstler aber mit Nachdruck und unter Verweis auf seine persönliche Biografie als Linker und Homosexueller zurückwies. Dennoch konnte das Frühwerk Norbert Biskys seine Abstammung nicht verleugnen und gaukelte dem Betrachter eine idealisierte sozialistische Welt vor.
Spätere Bilder zeigen drastische Darstellungen als Gesellschaftskritik
In seinen späteren Bildern wechselte Norbert Bisky seinen Tonfall radikal – und scheute auch vor der bewussten Demontage seiner einstigen Ikonen nicht zurück. Inhaltlich präsentierten sich die im Grand-Guignol-Stil gehaltenen Bilder alles andere als hell und freundlich: Da wurden Kinder gefressen, Glieder abgerissen, Blut verspritzt, flossen Ströme von Urin und Erbrochenem. Diesen Kurs hat der Künstler bis heute beibehalten: Für eine heile Welt interessiert sich Norbert Bisky in seinen jüngeren Gemälden nur insofern, als dass er den Einbruch der Gewalt und der Zerstörung in diese zeigt. Dabei verbindet der Künstler seine drastischen Darstellungen mit bewusster Kritik an den gesellschaftlichen Entwicklungen unserer Zeit: Körperkult, Terrorismus, ausufernde Gewalt und Antisemitismus.
Die Beständigkeit der bildenden Kunst als Trumpf
Für sein Werk erhielt Norbert Bisky Preise und Auszeichnungen, zur kaum verhohlenen Freude der Medien war es ausgerechnet der FDP-Politiker Guido Westerwelle, der begeistert mehrere Bilder des Lothar-Bisky-Sohnes für seine Privatsammlung erwarb. Norbert Bisky selbst geht gelassen mit diesen Spitzen um, sieht er sich doch in einen beständigen Krieg der Bilder gestellt, bei dem er gerade die hohe Beständigkeit seiner Ölgemälde als großen Trumpf gegenüber der Flut aus minderwertigen Zeitungsdrucken und digitalen Bilddateien im Internet sieht. Weniger beständig, doch vielbeachtet war sein Bühnenbild für die »Masse«-Inszenierung des Berliner Staatsballetts im Jahr 2013. Im Jahr 2015 entschied sich Bisky für ein besonderes künstlerisches Experiment und tauschte für drei Monate sein Atelier mit dem in Tel Aviv lebenden Künstler Erez Israeli.
Norbert Bisky lebt und arbeitet heute überwiegend in Berlin.
Norbert Bisky - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: