Bernard Schultze gehörte zu den herausragenden Vertretern der Informellen Kunst. Der deutsche Maler trug maßgeblich dazu bei, dass der Kunst in Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine grundlegende Erneuerung und der Anschluss an die internationale Kunstszene gelang.
(...) WeiterlesenBernard Schultze - Der Krieg machte die ersten Kunstwerke zunichte
Bernard Schultze wurde am 31. Mai 1915 in Schneidemühl in der Provinz Posen in Preußen geboren. 1922 kam er nach Berlin, weil sein Vater dort eine Anstellung am Kammergericht gefunden hatte. Noch während seiner Schulzeit entwickelte Bernard Schultze ein starkes Interesse an der Kunst. 1934 begann er ein Studium an der Hochschule für Kunsterziehung in Berlin und an der Kunstakademie in Düsseldorf. Von 1939 bis 1945 musste Schultze als Soldat Dienst tun und war in Afrika und Russland stationiert. Ein alliierter Bombenangriff auf Berlin vernichtete 1944 alle bis zu diesem Zeitpunkt entstandenen Arbeiten des Künstlers. Für Schultzes künstlerische Entwicklung war dieser Akt der vollständigen Vernichtung des Alten allerdings keineswegs hinderlich, bestärkte vielmehr die Neigung des jungen Malers, eine Erneuerung der überkommenen Bildersprache anzustreben, auch wenn ihm die Loslösung von den bestehenden Konventionen der Malerei zunächst schwerfiel. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lebte Bernard Schultze zwei Jahre lang als Flüchtling in Flensburg, ehe der Vater als beisitzender Richter an das Oberlandesgericht in Frankfurt am Main berufen wurde.
Ein persönlicher Stil der abstrakt-gestischen Malerei
Bernard Schultze gründete 1952 mit Otto Greis, Karl Otto Götz und Heinz Kreutz die Künstlergruppe Quadriga, die als Herz und Taktgeber des deutschen Informel gilt. Die erste Ausstellung fand in der Frankfurter Zimmergalerie Franck statt und zog große Aufmerksamkeit auf sich. Während sich die Mitglieder selbst als »Neu-Expressionisten« verstanden, gelten sie vielen Kunsthistorikern als erste avantgardistische Bewegung in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. 1955 heiratete Schultze die Künstlerin Ursula Bluhm, mit der er 1968 nach Köln übersiedelte. Seit 1951 unternahm er regelmäßige Reisen nach Paris, um dort von der lebendigen Künstlerszene neue Anregungen zu empfangen. Die Auseinandersetzung mit anderen Kunstrichtungen war für Schultze lebenslang von großer Bedeutung; unter dem Einfluss von Tachismus und Action Painting entwickelte er seinen persönlichen Stil der abstrakt-gestischen Malerei, der von Kritikern häufig als lyrisch abstrakt bezeichnet wird. Auch Künstlerkollegen wie Wols (Otto Wolfgang Schulze) und der Kanadier Jean-Paul Riopelle lieferten Schultze wertvolle Impulse.
Die Migofs als Schritt in die Dreidimensionalität
Bernard Schultze versuchte sich neben der Malerei auch in der Skulptur. Seine dreidimensionalen abstrakten Objekte nannte er selbst Migofs, eine lautmalerische Spielerei, der keine konkrete Bedeutung zukam. Beide Gebiete verband er in seinen Zungen-Collagen, Bilder mit eingearbeiteten dreidimensionalen Elementen. In den 1970er Jahren griff Schultze, wohl inspiriert durch die Pop Art, auch auf Gegenstände des Alltagkonsums zurück und arbeitete diese in seine Skulpturen ein. Für seine Kunst erhielt Bernard Schultze Preise und Auszeichnungen, darunter 1966 den Wilhelm-Loth-Preis der Stadt Darmstadt, 1984 den Hessischen Kulturpreis, 1986 den Lovis-Corinth-Preis der Künstlergilde Esslingen, 1989 den Bundesverdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen und 1998 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Bernard Schultze starb am 14. April 2005 in Köln. Er wurde im Grab seiner Frau auf dem Kölner Melaten-Friedhof beigesetzt.
Bernard Schultze - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: