Für Otto Modersohn war das Malen eine Sache des Gefühls, eine Frage der richtigen Empfindung. Davon besaß der deutsche Landschaftsmaler weit mehr als viele seiner Kollegen, was sich in seinen ausdrucksstarken und feinfühligen Naturdarstellungen niederschlug, die heute auf zahlreichen Auktionen moderner Kunst zu den vielgefragten Höhepunkten gehören.
(...) WeiterlesenOtto Modersohn war ein unzufriedener Student
Otto Modersohn wurde am 22. Februar 1865 im westfälischen Soest geboren; er war der ältere Bruder des evangelischen Pfarrers und Schriftstellers Ernst Modersohn. Sein Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf befriedigte ihn nicht, er fühlte sich abgestoßen von dem dort vorherrschenden Akademismus, gegen den er nach Kräften revoltierte. So entwickelte er sich schon früh zu einem freiheitsliebenden Einzelgänger, der sich von einen persönlichen Empfindungen leiten ließ, um seine künstlerischen Ziele zu verwirklichen. Wichtigste Quelle der Inspiration und unentbehrlicher Rückzugsraum war ihm die Natur, in die es ihn immer wieder zog. Trotzdem besuchte er die Klassen von Heinrich Lauenstein, Peter Janssen, Adolf Schill und Eugen Dücker. 1888 ging er nach Karlsruhe, um bei Hermann Baisch weiteren Unterricht zu nehmen. In diesen Jahren entstanden vor allem kleinformatige Naturstudien und Landschaftsbilder. Modersohn malte alltägliche Motive in der Tradition des Barbizonkreises, dessen Vertreter Rousseau, Daubigny, Dupré und Corot er verehrte.
Gründung der Künstlerkolonie Worpswede
Der vom akademischen Betrieb so tief enttäuschte Otto Modersohn fand den Ort seiner kreativen Entfaltung schließlich in Worpswede. Das niedersächsische Moordorf hatte er erstmals auf einer gemeinsamen Reise mit Fritz Mackensen entdeckt. Schnell fasste Modersohn den Beschluss, nicht mehr auf die ungeliebten Akademien zurückzukehren, sondern in Worpswede zu bleiben. In der rauen Moorlandschaft entstanden nicht nur die Bilder, die Modersohn den Durchbruch brachten, sondern gleich eine ganze Künstlerkolonie, zu der auch Hans am Ende, Fritz Overbeck und Heinrich Vogeler gehörten. Im Jahr der Gründung heiratete Modersohn seine erste Frau Helene Schröder, die ihm sein erstes Kind, Elsbeth, schenkte, aber bereits 1900 nach schwerer Krankheit starb. Trost in dieser für ihn harten Zeit fand Modersohn in der befruchtenden Freundschaft mit Carl Hauptmann und Rainer Maria Rilke.
Otto Modersohn und Paula Modersohn-Becker
1901 heiratete Otto Modersohn nach dem Tod seiner ersten Frau die junge Malerin Paula Becker. Der die Abgeschiedenheit liebende geduldige Naturbeobachter und Insektensammler Modersohn und die lebenshungrige, gesellige Paula passten trotz vorhandener gegenseitiger Anziehung nicht wirklich gut zueinander, und es war vor allem der Geduld und dem großen Einfühlungsvermögen Otto Modersohns geschuldet, dass die Ehe nicht vorzeitig zerbrach. Der anerkannte Maler unterstützte die aufstrebende Paula Modersohn-Becker bei ihrer künstlerischen Entwicklung, ließ sie immer wieder für mehrere Monate nach Paris ziehen und gewährte ihr auch dann noch finanzielle Unterstützung, als sie sich endgültig von ihm trennen wollte. Auf die Wiederannäherung in Paris folgten die ersehnte Schwangerschaft und die Geburt des Wunschkinds Mathilde, bei der Paula tragischerweise starb, was Otto Modersohn nicht nur als persönlichen, sondern auch künstlerischen Verlust für die Welt beklagte.
Dritte Hochzeit und neue Heimat in Fischerhude
Nach Paula Modersohn-Beckers frühem Tod hielt es den Künstler nicht länger in Worpswede und er fand in Fischerhude eine neue Heimat und in Louise Breling, einer Tochter des in Fischerhude ansässigen Malers Heinrich Breling, eine neue Frau; das Paar hatte zwei Söhne, Ulrich und Christian. Christian Modersohn machte sich später selbst als Maler einen Namen. Reisen nach Holland und ins Allgäu schenkten Otto Modersohn weitere Inspiration, ehe er, auf einem Auge erblindet, sich ganz in sein Atelier in Fischerhude zurückzog, um dort in Ruhe und Abgeschiedenheit die letzten Bilder seines Lebens zu malen.
Otto Modersohn starb am 10. März 1943 in Rotenburg an der Wümme.
Otto Modersohn - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: